Die Sportwissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig hat in der letzten Woche mit einer Festveranstaltung ihren 25. Geburtstag gefeiert. Die Fakultät war am 8. Dezember 1993 als Nachfolgeeinrichtung der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) Leipzig gegründet worden. Heute studieren an der Sportwissenschaftlichen („Spowi“) Fakultät insgesamt 1.732 Frauen und Männer in fünf Bachelor- bzw. Masterstudiengängen (z.B. Sportmanagement) sowie in vier weiteren Studiengängen mit dem Abschlussziel Staatsexamen für ein Lehramt (z.B. an Gymnasien).

In seinem Festvortrag mit dem Titel „Wo stehen wir?“ bezeichnete der amtierende Dekan der Sportwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Dr. Martin Busse, die Sportwissenschaft als eine komplexe Wissenschaftsdisziplin und lobte die Vorzüge der Leipziger Fakultät als eigenständige Einheit für Lehre und Forschung: „Wir haben hier in Leipzig die ganze Sportwissenschaft funktional in einer Hand“. In Deutschland gibt es derzeit rund 60 Institute für Sportwissenschaft, aber neben Leipzig haben mit der TU München und der Ruhr-Universität Bochum nur zwei weitere Standorte den Status einer selbstständigen Fakultät, sieht man von der Deutschen Sporthochschule Köln als einzige in ihrer Art einmal ab.

Der Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Uwe Gaul, überbrachte Glückwünsche an das Kollegium und die zahlreich versammelten Studierenden und würdigte die „Spitzenposition in der Forschung“, die die Sportwissenschaftliche Fakultät deutschlandweit innehat. Die Rektorin der Universität Leipzig, Prof. Dr. Beate A. Schücking“, stellte in ihrem Grußwort die Fakultät als einen einzigartigen Träger von Transferleistungen für den Sport in der Stadt und in der Region, besonders für den Olympiastützpunkt, aber auch für Unternehmen der Wirtschaft besonders heraus.

Für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) überbrachte die gerade wiedergewählte Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung, Dr. Petra Tzschoppe, die Glückwünsche in Vertretung des verhinderten DOSB-Präsidenten Alfons Hörmann. DOSB-Vizepräsidentin Dr. Petra Tzschoppe, selbst als Dozentin für Sportsoziologie und Sportgeschichte an der Sportwissenschaftlichen Fakultät in Leipzig tätig, nutzte die Gelegenheit auch dafür, aus der Sicht des DOSB bzw. für die  Sportorganisationen in Deutschland die wichtige Rolle der Sportwissenschaft hervorzuheben: „Wir brauchen die Sportwissenschaft, um Sportentwicklung in all ihren Facetten mitzugestalten.“

Der Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), Prof. Dr. Ansgar Schwirtz (München), forderte in seinem Vortrag über die „Herausforderungen für die Sportwissenschaft aus Sicht der dvs“ dazu auf, die gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit anzunehmen und damit die Beitragsfähigkeit der Sportwissenschaft in ihrer Vielfalt und Exzellenz unter Beweis zu stellen. Gleichzeitig mahnte er, die Sichtbarkeit der Sportwissenschaft national und international weiter zu erhöhen, und skizzierte dabei auch die Vision von Olympischen Spielen in Deutschland: „Dazu müssen wir als Sportwissenschaft auch vorzeitig in einen Diskurs über Nachhaltigkeit und den Mehrwert von Olympia für die Gesellschaft eintreten.“

Unter den geladenen Gästen waren neben Repräsentanten von Institutionen und Verbänden auch Mitglieder der damaligen Gründungskommission der Sportwissenschaftlichen Fakultät, darunter auch de inzwischen 81-jährige Prof. Dr. Dr. h.c. Herbert Haag (Kiel), der in seinem Grußwort an seine einstige Vision erinnerte, nach dem Fall der Mauer mit Unterstützung des Bundes in Deutschland an den Standorten Leipzig, München, Köln und Berlin insgesamt vier große universitäre Zentren der Sportwissenschaft zu schaffen. Nach 25 Jahren kann man nun in Leipzig mit Stolz auf eine große Fakultät mit stark nachgefragten Studiengängen, einem umfänglichen Drittmittelvolumen und mit der etablierten internationalen Ausrichtung als ein weiteres Markenzeichen verweisen: Im Auftrag des Auswärtigen Amtes werden fortlaufend internationale Weiterbildungskurse für Trainer und Sportler aus Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika von der Fakultät organisiert und durchgeführt. Der erste offizielle Kurs fand bereits 1964 an der damaligen DHfK statt.

Leipzig gilt als traditionsreiche Keimzelle der Sportwissenschaft in Deutschland. Am 1. Oktober 1925 wurde Dr. Hermann Altrock (1887-1980) als außerordentlicher Professor für Pädagogik der Leibesübungen an die Universität Leipzig berufen. Er war damit der erste Sportprofessor in Deutschland. Altrock wirkte vorher als Dozent und Verwaltungsdirektor an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen in Berlin. Aus dem Institut für Leibesübungen der Universität Leipzig ging 1950 die DHfK Leipzig als (einzige) Sporthochschule der DDR hervor. Sie wurde 1990 aufgelöst. Damals hatte die DHfK rund 16.000 Studierende und ca. 1.000 Mitarbeiter. Zu den geladenen Gästen beim Festakt aus Anlass des 25. Geburtstages der Sportwissenschaftlichen Fakultät gehörte auch der Vorsitzende des Fakultätentages Sportwissenschaft.

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